Niko Petersen war in der Jugend nicht der Typ für die feine Klinge, statt Beethoven war bei ihm Betrinken und Wrestling auf dem Erdbeerfeld angesagt. Geistig konnte man ihn nicht gerade als große Leuchte bezeichnen, eher als Person mit dem eingebauten Dimmer. In der Schule fiel er sogar beim Füller-Führerschein durch. Seine Mitschüler schickten ihn in den Schreibwarenladen, um Krebsscheren zu kaufen oder auch in den Zooladen, um Katzenaugen zu besorgen.
Naja, Niko hatte auch keine einfache Kindheit. Seine Mutter Hilde, ein echter Nordseeküstenspross war kein Kind von Traurigkeit und schon mit 18 mit allen Fischern der Umgebung im Bett gewesen. Daher nannte man sie auch spöttisch „Sylter Backfischrutsche“. Vom Aussehen her konnte man sagen „Schönheit ist vergänglich. Aber nur, wenn sie schon mal da war“. Sie hatte wohl andere Qualitäten. Ihre Sorgen ertränkte sie von Jugend an im Alkohol und so war ihr Ende vorprogrammiert. Das Schicksal schlug an einem Sonntag zu, mitten auf der A40. Der Auslöser: Der Golf und die sieben Weißwein.
Sein Vater Peter saß mehr im Knast, als auf der heimischen Couch. Das erste Mal fuhr er mit 21 Jahren im Krümmede in Bochum ein. In dem Alter war Marilyn Monroe schon Artischockenkönigin in Kalifornien, Peter bis dahin nur Bochumer Sozialstundenkönig, Er hatte sich auf Geldautomaten konzentriert und diese im 2-Wochen-Takt gesprengt, was dem Staatsanwalt immer weniger gefiel und von ihm mit immer mehr Hotelaufenthalt der besonderen Art geahndet wurde.
Kennengelernt haben Nikos Eltern sich übrigens durch eine Annonce, die Hilde im Gefängnismagazin „Haftnotizen“ geschaltet hatte. Peter fand sie zwar nicht schön, sondern eher visuell herausfordernd, aber sie hatte diesen gierigen, fast lasziven Blick. Also trafen sie sich bereits 2 Briefe später an Freigang-Tagen und nach drei Monaten war Hilde schwanger, nach 9 Monaten Niko da, nach 10 Monaten Peter raus, nach 11 Monaten wieder drin. Achterbahn der Gefühle für Peter und seine wilde Hilde.
Aber Peter schaffte ein Resozialisieren der besonderen Art. Nach dem 11. Aufenthalt war Schluss mit der Illegalität und er machte Qualifizierung um Qualifizierung, um am Ende, quasi als Spätzünder, die Nummer Eins im Bombenentschärfungsbusiness zu werden. Am Ende? Ja, seinem Ende, denn an einem Sonntag drohte ein Spiel seines VfL Bochum auszufallen, da in der Nähe des Stadions eine 500 Kilo-Bombe gefunden wurde, die sich aber auch 2 Stunden vor Spielbeginn in entschärfen lassen wollte. Da fiel Peters verhängnisvolle Aussage: „Jürgen, bring mir mal den 12-er Schlüssel, ich hab hier jetzt die Faxen dicke, ich dreh das Ding jetzt auf Anschlag, meine Jungs spielen gleich!“ Lange Rede, kurzer Sinn, es machte Rumms und die Jungs spielten pünktlich, aber mit Trauerflor. Ein gebrauchter Sonntag, Peter verlor gegen die Bombe, Niko verlor den Vater, der VfL seinen Torwart durch eine Rote Karte und das Pokalspiel mit 0:3 gegen einen Viertligisten.
Ja, der VfL hat auch Niko sehr geprägt, denn sein Vater saß ja im Krümmede und es gab damals noch den Tunnel zwischen Gefängnis und Stadion. Dass die Dauerkartendichte unter den Häftlingen bei ca. 80 % lag, da man bei Spielen des VfL quasi einen Sonderbesuchstag mit seinen Kindern hatte, liegt da natürlich auf der Hand. Zwar immer nur durch den Zaun und mit viel Bewachung, aber besser als nichts.
Zu dieser Zeit wurde noch das Ritual gelebt, dass der Vater das Kind ab einer Größe von 1 Meter „offiziell“ zum VfL Fan machte. Dazu ging der Vater mit dem Kind zum Bochumer Rathaus, stellte das Kind unter die Glocke, die sich dort befindet und gab dem Kind das Kommando und es rannte los. Der von der Stirn erzeugte Glockenschlag war das, was ein Kind zum „wahren“ VfL-Fan machte, nebst entstandener Stirnnarbe (Niko hatte diese Narbe und trug deshalb gerne einen Hut). Danach noch ne Currywurst beim Bratwursthaus nebst Capri-Sonne und Pils. Aber nicht das Schmutzwasser, das sie im Sauerland als Bier verkaufen, sondern das leckere Pilsken von der Bochumer Privatbrauerei aus der Bügelflasche. Da war die Sache besiegelt.
Heutzutage ist Niko ein schnöseliger DJ, bei dessen Musikauswahl man sich am liebsten die Ohren mit schimmeligem Toastbrot verkleben würde, als seinen Übergängen zu lauschen. Verheiratet war er 3 Jahren mit Gwen, einer ehemaligen Miss Rumpot aus Trinidad. Sie verließ ihn für einen Fan von Wattenscheid 09, was sehr an seinem Ego kratze.
Nikos ist einfach nicht die hellste Kerze auf der Torte, eher ein schlecht abbrennendes Teelicht auf nem Butterkeks, wie er vor ein paar Wochen eindrucksvoll bewies. Er ging da nämlich nur mit Badehose bekleidet und einem Handtuch auf der Schulter in eine Bar und nach reichlich Tumult verließ er diese wütend, da man ihm mehrmals erklären musste, dass es sich bei dem auf dem Schild vor der Bar beworbenen Begriff „Swimmingpool“ um einen Cocktail handele und nicht um eine sommerliche Erfrischungsstätte.
Auch ist Niko ein Linksträger der besonderen Art, denn er ist ziemlich geizig und klaut daher die Ausstellungsstücke vor Schuhläden. Da diese Schuhläden immer das linke Exemplar herausstellen, trägt er halt immer zwei linke Schuhe, meistens auch mit 1-3 Größen dazwischen. Das sieht zwar komisch aus, bringt Schmerzen und Haltungsschäden, aber sorgt für ein entspanntes Bankkonto. Er ist ein Fan von Steve Jobs, weshalb er wie er immer Rollkragenpullover trägt, obwohl er dabei immer das Gefühl hat, eine sehr schwache Person würde ihn den ganzen Tag würgen.
Aber das Glück ist ja mit den Dummen, wie man immer sagt, was man an Niko auch wieder sieht. Er lernte vor 2 Jahren Antje-Silvie van der Grachten kennen, ehemalige Miss Genever und Tochter eines Medienmoguls aus den Niederlanden. Seitdem setzt er erfolgreich Sendungsideen in die Tat um. Er produzierte zum Beispiel „Singular meinen Song“ bei dem Musiker in Songs ihrer Mitstreiter die Mehrzahl immer durch die Einzahl ersetzen und den Liedern so einen neuen Sinn geben.
Gewonnen hat die erste Staffel Erik de Winter mit dem Lied „Über eine Brücke muss du gehen“. Die zweite Staffel startet bald, also bewerbt euch gerne.