Es muss so Ende der 70er gewesen sein, als sich Joachim Pätsch und Anne Wörg kennengelernt haben. In die entstandene Partnerschaft brachte Joachim 2 und Anne 3 Kinder mit, an denen das Körperwachstum natürlich auch nicht vorüberging. Ein lästiger Nebeneffekt waren immer die zu klein gewordenen Kleidungsstücke, die am Ende der geschwisterlichen Weitergabe-Mechanismen einfach nur auf dem Dachboden landeten.
Immer wieder versuchten Sie, die Sachen in der Bekanntschaft oder bei den mehr oder weniger buckeligen Verwandten loszuwerden, was nicht wirklich von Erfolg gekrönt war. Eines Tages fand Joachim auf dem Nachhauseweg in einem Sperrmüllstapel eine alte Gusseiserne, wie ein Babyelefant schwere Nahmaschinen mit Fußpedal aus vergangenen Tagen, Monaten und Jahren. Er zog sie die 2 Kilometer bis zuhause, wobei ihm die kleinen Transportrollen, die wahrscheinlich noch nicht mal ein Playmobilauto bewegt hätten, nicht gerade eine Hilfe waren und die Nachbarschaft sicherlich auch dachte: „Welcher Hirsel zieht denn hier um 23 Uhr einen rostigen Amboss als neu entdecktes Hobby um die Häuser. Blöder Fitnesswahn, solle er doch Aerobic machen, der Wanstige!“
Nach einigen Versuchen mit der Maschine umzugehen, hatte er den Dreh raus und begann, mit seinem neuen Hobby, kurz zu beschreiben mit „an die Decke gehen“, denn er begann, die zugeschnittenen Altkleider zu wunderschönen Decken zu verarbeiten, indem er sie mit anderen Resten zusammennähte, zu Beginn noch in quasi signierter Form, denn so machbar Blutfleck zierte die ersten Decken durch falsche Anwendung der Maschine. Aber Joachim zeigte sich sehr lernwillig und geschickt, wodurch er nach kurzer Zeit schon eine beträchtliche Menge an Decken gefertigt hatte und diese in Windeseile unter die Leute brachte, welche ihm die bunte Resteverwertung rasend schnell aus den Händen rissen. Es war mittlerweile wie eine Sucht bei Joachim, manchmal ertappte er sich selber dabei, wie er nachts ein Kleidungsstück auf dem Schrank der Kinder oder seiner Frau stibitzte, um ein schönes Muster zu erstellen. Ja, sie haben richtig gelesen, seiner Frau, denn vor 2 Monaten hatten Sie geheiratet und heißen nun Joachim und Anne Pätsch-Wörg.
Zur Hochzeit bekam Joachim von seinen Eltern eine moderne Nähmaschine und konnte seitdem noch größere Mengen herstellen. Da mittlerweile auch das Ausland auf seine Erzeugnisse aufmerksam geworden war, sah er es als dringend nötig, den Ausstoß zu erhöhen. Auch ein Name für die Produkte musste her, der auch dem internationalen Markt standhalten kann. Schnell kamen Joachim und Anne auf einen naheliegenden Begriff… aus der Pätsch-Wörg-Decke wurde Patchwork-Decke. Das hört sich ähnlich an, ist aber ein schreibweisetechnischer Kosmopolit. Wir wissen alle, wie bekannt der Begriff Patchwork mittlerweile geworden ist. Da haben die beiden ganze Arbeit geleistet, auch wenn sie die Rechte schon lange nach Asien verkauft haben. Eine goldene Nase haben sie sich damit auf jeden Fall verdient, genug, um sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.