Minigolf ist Sport inmitten eines liebevoll gestalteten Idylls mit Bahnen zwischen Windmühlen, Gartenzwergen und Blumen (vielen Blumen). Der Greenkeeper ist meistens ein Walter oder Jürgen, der einen Kleingarten aus Zeitgründen nicht schafft und so vom ambitionierten Hobbygärtner zum pazifistischen „Schlägertypen“ wird, der eine ganze Geranienarmada unter sich hat. Mitunter entwickelt er Pflanzen-Kreuzungen, die so manchem Botanischen Garten gut zu Gesicht stehen würden und vor Neid erblassen lassen.
Beim Minigolf ist es ein schmaler Grat zwischen Familienausflug und Nerdistan. Lustlose Ballschieber und Familien nebst Vätern, die den Sieg über die 11-jährige Tochter nebst Mutter feiern, als hätten Sie gerade den DFB-Pokal gewonnen (mit einer 50er Runde) treffen auf Spieler, die den Setzkasten von Stelzenschlumpf, Happy Hippo und Co. befreit haben, um hier ihre 200 Bälle ordentlich in Szene zu setzen und immer griffbereit zu haben (insgesamt 21 bis 32 Schläge). Man spricht hier gemeinhin vom Homo Minigolfus. Da wird je nach Beschaffenheit der zu spielenden Minigolfanlage der Ballkoffer befüllt.
Wenn sich dann kurz vor Abfahrt zur Anlage des Tages eine Nagelbettentzündung am kleinen Finger anbahnt, muss natürlich noch einmal balltechnisch nachjustiert werden. Denn Bahn 8 muss dann fingerschonend mit Schnitt gespielt werden, was statt der geplanten Gummimischung, die bis 1983 vom Kombinat Zwölitz/Saale hergestellt wurden (Absolute Rarität), eher einen frischen und noch unbespielten Ball mit Flummi-Eigenschaften zum Einsatz bringen lässt. Wiederum bei Bahn 15 liebäugelt man eher mit einem betonharten „Hamburger 7er“ mit leichter Noppung, wodurch der Finger entlastet wird und das Hole-in-One trotz Handicap in die Nähe der Selbstverständlichkeit kommt, denn mal ehrlich, „ne Zwei kann jeder“. Sollte es jetzt eine Änderung der Wettervorhersage geben, kommt schon etwas Nervosität auf, denn das würde die Ballauswahl abermals pulverisieren.
Neben dem Schläger und den Bällen ist natürlich auch der Laubbläser ein ständiger Begleiter, um die Bahn von Laub und kleinen Fremdkörper zu befreien. Da kommt es vor einem Turnier schon einmal vor, dass der ambitionierte Ballathlet mitten in der Nacht schweißgebadet aufwacht und hektisch noch einmal kontrolliert, ob das Akkupuster auch korrekt am Gerät ist. Auf so einer Minigolfanlage kann es dem Familienvater, der gerade auf Bahn 5 eine 3 gespielt hat, schon einmal passieren, dass ihn der Vereins-Rolf an Bahn 6 plötzlich nach dem ersten leicht misslungenen Schlag mit dem Satz „Jung, lass dir das mal zeigen. Hab von Bahn 16 aus gesehen, was du falsch machst.“ und einem leichten Schubser von der Bahn befördert um seinen Ball parat zu legen. Nachdem Rolf den Ball 3 mal hintereinander mit dem ersten Versuch versenkt hat, lässt er von der Familie ab und den Vater mit seinen Sorgen wegen des nächsten Versuchs allein. Das hat einen solchen Druck aufgebaut, den der Vater sonst nur nach dem 5. Bier von seiner Blase kennt. Danke Rolf.
Aber das wirklich erstaunliche an Minigolf ist, dass man fast das komplette Weltwirtschaftssystem außer Kraft setzt. Denn man bringt Leute dazu, eine Summe zwischen 3-5 Euro zu zahlen, um dann das Spiel mit möglichst wenig Schlägen zu meistern. So kann man sagen, man bekommt für wenig Leistung viel Leistung und für viel Leistung wenig Leistung. Verblüffend, aber wahr. Daher ein Hoch auf die verflixte Sieben.