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Manni, der Figaro…

Ich finde es ja mitunter sehr kreativ, was sich Deutschlands Friseure ausdenken, wenn es um die Namensgebung ihres Salons geht. Aber leider endet die Kreativität meistens an der Ladentür. Anders ist das bei Manni und seinem „Friseursalon Manfred Nockinger“.

Manni ist kein Adonis, hat sich seinen Spitznamen „Raucherdackel“ redlich verdient. Kurze Beine, langer Körper, die Ohren hängen etwas und die Fluppe im Mund ist Standard. Die drahtigen, schwarzgrauen Locken sind verschwunden und sind nun einer Barcodefrisur gewichen, also die restlichen Haare über die Glatze gekämmt. Manchmal gönnt er sich den Spaß und hält seine Frisur an der Selbstbedienungskasse im Supermarkt in den Scanner. Die letzten Resultate:

Passierte Tomaten stückig

XXL-Studentenfutter mit Cranberries

Damenstrumpfhose mit Herzchen-Applikationen

Balkondeko Flamingo stehend

Schokolade mit Eierlikörfüllung

Marzipanrose klein

Manni ist ein „Junge“ aus dem Ruhrpott und seiner Aussage nach der beste Haarspalter zwischen Duisburg-Ruhrort und Gelsenkirchen-Resse. Er ist der Onduliere der gestressten Geschäftsfrau, der Seelentröster der Verlassenen. Bei ihm fallen Strähnen und Tränen, aber auch Steine vom Herzen, wenn der Angebetete während der Dauerwelle ein Herzchen auf das Handy schickt.

Der Empfang bei Manni kann schon mal ein raues „Sind Sie mit dem Auto hier oder wurden Sie an den Haaren herbeigezogen“ sein. Da kennt Manni nichts, er ist Herr im Haus und wem das nicht gefällt, der muss sein Glück eben woanders versuchen, bei Ponyhof, Kopfsalat, Haarmonie, Wuschelkopf, Haarifari, Strähnenreich, Zottelbude oder bei sonst einem degenerierten Kollegen, der ach so innovativ in der Namenswahl war. Die Verabschiedung „Dann geh doch zur Konkurrenz und lass dich da stylen. Wenn die mit dir fertig sind, erkennt dich noch nicht mal deine eigene Mutter. Ich hab dann kein Mitleid, ich rette das dann nicht. Ich bin doch nicht der heilige Fransiskus.“ ist da schon inklusive.

Bei Manni fällt auch schon mal ein „Bei mir kommen Sie nicht ungeschoren davon“ vor der Rasur, ein „Ich werden ihnen jetzt das Haar krümmen“ vor dem Schneiden oder vor dem Waschen ein „Sie kriegen jetzt ihr Fett weg“. Die neubelockten Trinkgeldvergesserin schmeißt er schon mal mit einem wütenden „Mach bloß den Wellensittich“ aus dem Laden inklusive Hausverbot und namentlicher Nennung auf der „Unerwünschter-Geizhals-Liste“ im Schaufester.

Mannis Sprache ist einfältig, seine Stylingfähigkeit aber mehr als vielfältig. Seine Kreationen waren in so mancher Frisurenzeitung, wodurch er so einige Haarreporter in seinem Salon zu Gast hatte. Er hat Stylinggeschichte geschrieben, denn seine Schnitte waren auch auf den Laufstegen in Paris oder Mailand zu sehen, wie zum Beispiel:

Vokuhiku (Vorne kurz, hinten kurz)

Volahiku (Vorne lang, hinten kurz)

Selaogla (Seiten lang oben Glatze)

Seikukotlaodu (Seiten kurz, Koteletten lang, oben Dutt)

Likurelahizovofra (Links kurz, rechts lang, hinten Zopf, vorne fransig)

Volahiku hat sich aber nicht wirklich durchgesetzt, da die Models reihenweisen vom Laufsteg fielen, weil sie mit dem langen Pony nicht mehr sahen, wo sie ihren nächsten Schritt platzieren sollten.

Manni war auch Ballermann-Star. Mit seinem Hit „Ich mach’s lockig bei Friedhelm“ schaffte er es 2015 auf Platz 11 der Single-Charts. Naja, 30000 Exemplare hat er selber gekauft und über die Jahre zu Weihnachten an die Kunden verschenkt. Trotz der Kosten und verbleibenden knapp 10000 Singles, die immer noch im Keller vor sich hin stauben, war das eine gute Investition, denn seitdem verdient er sich jedes Jahr auf Malle eine goldene Nase. Seine zweite Single „Oh, wo ist der Föhn?“ kommt Ende nächsten Monats auf den Markt.

Dann gibt er seinen Salon an seinen Sohn Ludwig weiter. Somit ist der Ruheständler quasi Barber-Papa und Ludwig der Herr der Klinge. Das neue Schild ist schon bestellt, zwischen den beiden gestreiften Barber-Röhren prangt dann „Barthaar Louie“. Was ein bekloppter Name. Gut, dass Manni damit dann nichts mehr zu tun hat und sich Cocktail um Cocktail auf Malle gönnt. Die beste Vorbereitung auf seinen Auftritt. Olé und Prost.

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