Udo hatte schon seit der Kindheit den Spitznamen Zyklopen-Udo, da seine Augen so nah zusammen waren, dass man ab 25 Meter Entfernung dachte, er hätte nur eins. Das wurde natürlich mit steigender Sehschwäche ein Problem, bis er in Pregnitz einen Optiker fand der ihm eine Gleitsichtbrille mit Sichtzone anpasste, die statt normal horizontal bei Udo vertikal angeordnet waren. Er hätte außerdem eine blendende Zukunft als Baumarkt-Mitarbeiter vor sich gehabt, denn so oft wie er gewann kein Anderer beim Verstecken spielen. Aber er entschied sich anders.
Seine Frau Cordula war herzensgut, aber leider motorisch sehr untalentiert, dass sie sogar seit ihrer Jugend mit höchstens 36 Punkten unter der Schimpansen-Grenze geblieben war. Damit bezeichnet man übrigens die Zahl, die ein Schimpanse ohne Übung mit drei Pfeilen rechnerisch beim Darts werfen würde, nämlich durchschnittlich 38,4 Punkte. Cordula war dem Sandalismus erlegen, trug nie „normale“ Schuhe und hatte im Winter natürlich immer kalte Füße und das trotz Schafwollsocken in den Sandalen. Dadurch kam ihr die Idee, mit Udo auszuwandern und ihr Glück im warmen Ausland zu suchen. Gesagt, getan: Goodbye Germany, Hello Hedonism.
Die erste Station war Ägypten. Hier wollte Udo als Übersetzer arbeiten, aber nach mehreren Wochen stellte er fest, dass er auch durch Feilschen nicht den Preis erreichte, den er mit seinem Ersparten finanzieren konnte. So scheiterte der Kauf einer Fähre und damit auch der Job des Übersetzers.
Die nächste Station war Italien, wo Udo und Cordula eine Pizzeria in einem kleinen Nudistendorf eröffneten. Sie verwirklichten dadurch die Idee vom Pizza-Flitzer, bei dem Udo und Cordula die Pizza im Wechsel nackt auslieferten. Das Problem hierbei war leider nur, dass sich beide immer wieder hängende Körperteile in der Autotür einklemmten, sodass sie diese Idee irgendwann selber verwarfen.
Weiter ging es nach Florida, wo sie ein Deluxe-Mettbrötchen-Catering für Polizisten und Rettungskräfte jeder Art eröffneten, das sie Tatü-Tatar nannten, weil die Brötchen mit frisch gewolftem Rindfleisch belegt waren. Leider war das Interesse dafür zu gering um die Kosten zu tragen, daher wollten sie die ganze Bevölkerung beliefern und nicht nur einzelne Berufsgruppen. Aber die Umbenennung „Et Kölsche Bruscetta“ inklusive Schwenk auf Schweinefleisch half genauso wenig, wie die wöchentlichen Grillevents nebst Mettenden-Wettwenden als Attraktion. Das Problem war auch, dass Udo die Mettbrötchen nun auf der Straße aus einer Art Bauchladen verkaufte, natürlich ohne Kühlung. Bei 30 Grad keine gute Idee, da es0 den Rettungskräften eine deutliche Menge an Einsätzen bescherte. Man könnte sagen, die Durchfallquote war höher als auf mancher Eliteuni. Udo und seine Angetraute wurden so manches Mal höflich gebeten, das Land zu verlassen. Der Bitte kamen Sie dann irgendwann nach, denn die Gegenseite hatte nunmal Schusswaffen.
Ihre nächste Station war Mallorca, wo sie zuerst direkt am Ballermann mit Cordulas Eltern ein bayerisches Restaurant mit dem Namen „Die schrillen Vier auf Haxe“ eröffneten. Ihr aus Rottach-Egern stammender Vater Aloys stieg schnell zum „Mallorquinischen Soßengott“ auf und so rannten ihnen sowohl Touristen als auch Einheimische förmlich Bude ein, da sie die Soßen für den Braten oder die 37 Schnitzelvarianten nicht ansatzweise so gut hinbekamen. Dadurch nahmen sie aber der Tapas-Bar „Al corazón de casi todas las mujeres se puede llegar a través de la comida“, was übersetzt etwa soviel heißt, wie „Das Herz fast jeder Frau erreicht man mit Essen“, die Gäste weg und deren Umsatz fiel ins Bodenlose.
Das rief den Besitzer Pedro Vasques auf den Plan, der seinen Vetter Miguel in das Restaurant der 4 einschleuste, um das Geheimnis hinter den Soßen zu erfahren. Fast 3 Monate dauerte es, bis Aloys Miguel vertraute und sich bei den Soßen helfen ließ. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte, denn es war der Anfang vom Ende des Restaurants, da Miguel die kompletten Rezepte im Internet auf „www.schnitzel-spitzel.es“ veröffentlichte, sodass jeder die Soßen zuhause nachbrutzeln konnte und sich das Gäste-Karussell wieder zugunsten von Pedro dreht. 2 Monate hielten Schneiders noch durch, dann war Schluss.
Da der Mietvertrag noch 11 Monate lief, versuchten sie es mit einem alternativen Café. Das Konzept sah vor, dass man seine Tasse selbst töpferte und lackierte. Erst nach Trocknung des Tons unter der Sonne Mallorcas ohne technische Hilfsmittel und anschließender Lackierung bekam man dann einen leckeren Kaffee. Das Problem war hierbei aber, dass die Besuchergruppen häufig aus stark angetrunkenen Spielern deutscher Fußballvereine oder Kegelklubs bestanden, die sich 1. an der Drehscheibe im Ton vergriffen und dadurch Scheußlichkeiten der weltweiten Töpferkunst herstellten, sich 2. lieber den Helm lackierten, als einem im weitesten Sinne als Tasse zu bezeichneten Klumpen Ton und 3. sich meistens gar nicht mehr erinnern konnten, dass sie überhaupt bei Schröders waren. Wer wartet schon gerne bei Kaffeedurst auf eine Tasse, die man 1 Woche vorher getöpfert hat, erst recht mit 1,5 Atü aufwärts auf dem Leber-Kessel.
Nun macht Deutschlands bekanntestes und gleichzeitig erfolglosestes Auswanderer-Paar Udo und Cordula Schmidtler Schluss und das in mehrerer Hinsicht. Der jahrelange Reigen des Scheiterns, der nun mit dem Rückzug nach Duisburg-Marxloh und der Trennung endet, ist für beide auch das Ende des Weltenbummels. Udo wird im März ein Restaurant mit dem Namen SpeckDrum eröffnen, Cordula veröffentlicht im Juni den Diät-Ratgeber „Das muss ich erst einmal verdauen“ und wird auf Lesereise gehen. Mit Sandalen und zur Not 2 Größen größer damit die auch mit 2 Paar dicken Socken noch passen.