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Fluppi

Zeichnung in Bochum

Fluppi hat endlich ein Denkmal, einen Ort der Erinnerung, oder besser die Leute die oft n Fluppi denken. Fluppi hieß eigentlich Marie-Luise und war ein Unikum in ihrem Stadtteil in Bochum. Luise war starke Raucherin und gerüchteweise hat sie seit dem dreizehnten Lebensjahr niemand außerhalb ihrer Wohnung ohne Fluppe zu Gesicht bekommen. Luise war das Bankrottrisiko der Feuerzeugindustie, denn hätten sich alle Raucher ein Bespiel an ihr genommen, wäre es um diese Branche geschehen gewesen. Warum? Naja, Luise brauchte ein Feuerzeug eigentlich nur für den nikotintechnischen Tagesstarter, den Rest erledigte Sie Fluppe an Fluppe. Überspitzt könnte man sagen, wenn der Marlboro-Mann vom Pferd stieg, fing Fluppi erst an zu Striegeln.

Seit dem 34. Lebensjahr war sie in den Profistatus des Rauchens aufgestiegen, wie sie immer gerne sagte. Amateure rauchen mit der Zigarette im Mund, Profis nutzen dafür das operativ geschaffene Loch im Hals, so kann man sogar beim gepflegten Lungenzug weiterreden. Luise, der laufenden Meter mit Meckischnitt, hatte Finger die vom Nikotin so gelb waren, dass man denken konnte, sie hätte sich eine Fingerfigur von Bibo aus der Sesamstrasse übergestülpt. Sie liebte das Singen und ihre rauchige Stimme war einfach unverwechselbar. Auf fast jedem Stadtteilfest sang sie sich die Seele aus dem Leid, denn sie liebte es einfach, ihrer Art die Musik von Leonard Cohen zum Besten zu geben. Für ein Bier und eine Bratwurst machte Sie das, ihre monetäre Gage ging immer an einen wohltätigen Zweck. Mit ihrem Mann Peter, der sie täglich mit den tollsten Gerichten verzaubert, genoss sie die Abende auf dem Balkon bei einem Glas Rum, weshalb er ihr liebevoll den Spitznamen „Meine kleine Rumrosine“ gab.

Heute wohnen die beiden im Altenstift Ruhr, wo sie das einzige Raucherzimmer in der Einrichtung bewohnen. Obwohl Luise sich heutzutage nur noch einmal in der Woche eine ganze Schachtel gönnt. Wenn sie danach das Fenster öffnet, könnte man denken, es wäre wieder eine neuer Papst gewählt worden. Aber so schnell sterben die ja auch nicht weg. Luise tritt immer noch auf, heute aber immer nur noch mit einem Lied, denn sie läuft die 100 Meter mittlerweile nicht mehr unter 2 Minuten, die Lunge will nicht mehr so ganz. Das „Halleluja“ von ihrem Leonard lässt sie sich einfach nicht nehmen, im stillen Gedenken an ihn, denn Sie hat ihn überlebt. Ihr Peter ist immer noch ihr größter Fan und sitzt in der ersten Reihe.

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