Martin „Sticky“ Eberhof ist etwa 30 Zentimeter zu klein für sein Gewicht, aber er fühlte sich wohl damit. Letztes Mal hat er bei einer Diät in 14 Tagen glatt 2 Wochen verloren. Er ist der Typ „Wenn ihr mich rennen seht, rennt auch, denn ich bewege mich nicht ohne Grund.“ Gegen Beleidigungen zum Thema Gewicht war er immer schon sehr allergisch. Sein letztes Date endete abrupt, als er negativ auf seine Körperfülle angesprochen wurde und deshalb der Dame „Ich bin zwar kein Adonis, aber nach dem Duschen habe ich immer noch meine Augenbrauen.“ entgegenwarf.
Martin spielt schon seit mittlerweile 30 Jahren Schlagzeug, also und ist nun seit einigen Wochen Drummer der Band „No more decade“. Aber wo ist er bei dieser Band nur reingeraten? Dilettantenstadl Deluxe, Quälgeister, ein künstlerisches Guantanamo für die Zuhörer. Jedes Mal, wenn er Richtung Proberaum fährt, wünscht er sich eine Smith & Wesson Model 500 im Handschuhfach zu haben, um sich ins Bein zu schießen oder zur Not auch ein stumpfes Brotmesser, um sich einen Daumen abzuschneiden. Und das alles nur, um der Band zu entkommen, die subjektiv und objektiv für die restlichen Mitglieder kein „Prädikat künstlerisch wertvoll“ bekommen würde.
Nehmen wir mal Jochen, den Keyboarder, einen alten Schulfreund. Als Martin ihn im Alter von 7 Jahren zum Spielen zu Besuch hatte, rief Jochen „Guck mal Martin, ich hab ne Fingerpuppe“ Martin schrie ihm entgegen, er solle sofort den Finger aus dem Hintern seines Hamsters nehmen. Der Hamster musste danach eingeschläfert werden, was er Jochen nie so richtig verziehen hat. Trotzdem ließ er sich überreden, in die Band einzusteigen, was er ab da jeden verdammten Tag bereut. Mit 20 ist Jochen beim Einstellungstest der Polizei durchgefallen, man kann also sagen, er ist also dümmer als die Polizei erlaubt.
Am Bass hat Gerd Trumpel seinen Platz gefunden. Gerd ist 26 und nicht wirklich die hellste Kerze auf der Torte. Als er seine erste Wohnung bezog, brachte er seine schmutzige Wäsche zum Frisör, weil er das Schild Waschen und Legen 29 Euro falsch verstanden hatte. Sein Lieblingsspruch in der Küche ist: „Ein heißes Backblech sieht genauso aus wie ein kaltes Backblech.“ und so sehen regelmäßig seine Finger aus, man könnte sagen er hatte backofentechnisch eine Blasenschwäche. „Damit kann man auch wirklich nur noch Bass zupfen, also Deppenharfe spielen!“ was Martin ihm immer unter die Nase reibt.
Die Gitarre wird von Holger „die Saite“ Schnittken gespielt oder sagen wir eher gequält. Die Töne, die er aus seinem Instrument herausholt, kann unmöglich jemand hineingetan haben. Holger schläft sehr gerne und geht daher öfter früh ins Bett, aber dann will sein Gehirn plötzlich wissen, ob Pinguine Knie haben. Statt zu schlafen, denkt er dann stundenlang darüber nach, bis der Wecker klingelt. Letztens war er so müde, dass er beim Gähnen in der Dusche fast ertrunken wäre. Wenn Holger langweilig ist, stellt er sich bei Beerdigungen mit einem schwarzen Mantel und einem Regenschirm 50m hinter alle Trauernden auf eine Anhöhe, dass alle denken, der Tote hätte zu Lebzeiten ein mysteriöses Geheimnis gehabt.
Aber die Krönung ist definitiv Sille de la Noche, gebürtig Sonja Sopowiak. Die Sängerin ist hochgradig unbegabt und brachte bei verschiedenen Castings die Juroren zum Weinen, allerdings nicht vor Rührung, sondern vor Schmerzen, wenn sie sich mal wieder an den hohen Tönen versuchte. Sie hält sich wegen ihrer vermeintlich lustigen Sprüche für eine Ulknudel, für Martin ist sie viel mehr eine Bandnudel, also mit Gesang vom Band und nicht durchs Mikrofon. Würde sie die Band nicht ständig mit ihren selbstgemachten Bulgur-Buletten verwöhnen, wäre sie sicher schon lange rausgeflogen. Und sie kann als einzige den Bandbus fahren, das war ihr Life-Time-Ticket als Bandmitglied und dabei kann sie sich wie Gott fühlen, denn Sie fährt und die anderen Vier beten.
Mehrfach zahlte Martin den Veranstaltern Geld, damit sie heimlich ab der Mitte des Konzertes Silles Stimme immer leise werden ließen, bis sie beim letzten Lied, einer nur von Holger an der Akustikgitarre begleiteten Arie, komplett auf 0 setzten, da Martin einfach keine Lust mehr hatte, Wurfgeschossen wie Bierdeckeln, Teelichthaltern inkl. Teelicht, Plastikbechern und im schlimmsten Fall sogar Gläsern und Krügen auszuweichen, die das Stimmungsbild der Zuhörer widerspiegelten. In einem Traum hatte er ein Konzertereignis, in dem er von seinem Schlagzeug-Hocker aufstand, Holger die E-Gitarre entriss und Sille mit einem gepflegten Saitenhieb ins Kreuz von der Bühne beförderte, was sie aber nicht am Weitersingen hinderte. Danach setzte er sich wieder auf den Hocker schloss die Augen und atmete tief durch. Das wäre ein Bandaustritt nach seinem Gusto.
Im Einsatzbericht der Polizei war ein Traum nicht erwähnt, auch die 87 Zuschauer waren ein Beweis für ein reales Ereignis.
Herr Martin Eberhof spielte mit seiner Band in der „Mangroove“ in Mittelingen. Während des letztens Liedes stand Herr Eberhof auf, entriss dem Gitarristen das Instrument und beförderte die Sängerin der Band (Sonja Sopowiak) damit mittels Schlags in den Rücken von der Bühne. Danach ging er zum Tisch vor der Bühne, griff sich aus Silles Tourtasche den roten Lippenstift und „schminkte“ sich damit einen Joker-Mund. Danach entriss er der Bedienung Schreibblock und Stift. Vier Zettel stopfe er der immer noch am Boden liegenden und nach Luft schnappenden Sonja Sopowiak zusammengeknüllt einzeln in den Mund. Den Stift, einen Kugelschreiber mit blauer Mine, rammte er den Keyboarder mit einer so erheblichen Wucht in den Hand, dass er ihm diese regelrecht an den Tasten festnagelte. Herr Eberhof wurde dann durch das Einschreiten des Bassisten gestoppt, der Eberhof die Bassdrum so auf den Kopf schlug, dass die Felle rissen und erst an seinem Bauch hängen blieb. Hierdurch wurden die Arme von Eberhof fixiert, er verlor das Gleichgewicht und rollte von der Bühne. Dort lag er nach Zeugenaussagen 5 Minuten, bis die Polizeistreife eintraf und ihn festnahm.
Martin Eberhof befindet sich nun seit 3 Monaten in einer psychiatrischen Klinik, kann sich an nichts erinnern und grinst den ganzen Tag. Die Band hat sich nach den Vorkommnissen in Freundschaft aufgelöst und sich ins Privatleben zurückgezogen. Nur Sonja Sopowiak kann es nicht lassen, weiter auf der Bühne zu stehen. Sie tritt jetzt bei Comedyshows auf, macht dort einige Kalauer und zersingt Gläser.